Ärztliche Akupunktur
Eine Systematik der funktionellen Medizin
Dr. Antonius Pollmann
Die Lehre der traditionellen Akupunktur betrachte ich als ein Modell, ein Denk- und Lehrmodell. Dies setzt die Empirie in ein übersichtliches Schema und mach sie lehrbar. Mit Modellen kann man gut arbeiten, wie wir es am Bespiel der Chemie kennen, denn wie optisch dargestellt sehen die Moleküle ja nicht aus.
Das traditionelle Modell der Akupunktur beruht auf Yin-Yang, Fünf Wandlungs-Phasen etc. In unserer modernen Wissenschaft bestehen die Modelle in Chemie, Physik, Physiologie etc. Erstmals habe ich das gesamte Gebäude der Akupunktur auf die moderne Medizin übertragen. Anfängliche Bedenken, die Akupunktur könnte reduziert werden, haben sich in die Erkenntnis gewandelt, dass damit die Akupunktur sogar aufgewertet wird.
Das Besondere
Diesem Buch liegt die offizielle Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin zugrunde. Aber diese habe ich mit den Erkenntnissen meiner nun 40-jährigen Berufserfahrung abgeglichen und mit den Erfahrungen meiner 35-jährigen Lehrtätigkeit in die Systematik der modernen, westlichen Medizin übertragen. Die Darstellung der Akupunktur in diesem Buch greift auf bekanntes ärztliches Wissen zurück, wie wir es von Anatomie, Physiologie und Embryologie her wissen. Die oftmals verwirrenden Begriffe wie Yin-Yang, Wandlungsphasen etc. tauchen dabei kaum auf. So kommt man mit der westlichen Diagnose schnell zu einen Therapiekonzept.
Das Wesentliche
1. Die Grundlage aller Therapien, die auf Reize und Stimulation beruhen, ist die Fähigkeit des Organismus, seine Funktionen anzupassen, zu kompensieren und regulieren. Diese „Autoregulation“ steuert die Funktionen und Fehlfunktionen und hat zum Ziel, auf die Norm abzugleichen. Mit einem adäquaten Reiz kann man den Organismus stimulieren, die Kompensation von Störungen (Fehlfunktionen und Erkrankungen), die Adaption an Belastungen und Regenerationsfähigkeit zu steigern. Diese Fähigkeit des Organismus erweist sich oft stärker als allgemein vermutet. Hierin liegt der große Erfolg der Akupunktur.
2. Im Verständnis des Bewegungssystems habe ich die Leitbahnen (Meridiane) mit den Faszienbahnen der Osteopathie abgeglichen, was die Akupunktur leichter verständlich macht. Es hat sich gezeigt, dass der Umlauf der Leitbahnen eine funktionelle Einheit bildet. Das erklärt sehr gut die Fernwirkung von Akupunkturpunkten. Dem liegt eine übersichtliche Ordnung zugrunde, so dass man bereits von der Lage des Akupunkturpunktes auf seine Indikation schließen kann.
3. In der Behandlung der inneren Krankheiten und psychosomatischen (psychischen) Erkrankungen überlappen sich nach meiner Hypothese zwei Systeme. Zum einen die segmentale Innervation, wie sie auch Wancura in der Segmentanatomie beschreibt. Und zum anderen bilden die Funktionskomplexe der drei embryonalen Stammgewebe eine funktionelle Einheit, die mit den Umläufen übereinstimmen. Die drei Funktionskomplexe umfassen Verdauung und Stoffwechsel, Bewegung und Transport sowie Steuerung und Informationsverarbeitung. In der Analyse der Fehlfunktion kann man auf den gestörten Funktionskomplex und die betroffenen Leitbahnen schließen.
Letztendlich hängt aber alles zusammen, die Autoregulation, die Leitbahnen mit den Faszienbahnen, die segmentale Innervation und die Funktionskomplexe. In wie weit energetische Kräfte (was immer man darunter verstehen kann) einwirken, sind für diese Art der Akupunktur weitgehend entbehrlich, ohne deren Wirksamkeit zu schmälern.
Der Vorteil
Die Akupunktur wird hier leichter verständlich und effizienter anwendbar. Mit kurzer Anamnese und gezielten Untersuchungen gelangt man schnell zu einem Behandlungskonzept.
In der Praxis habe ich die Erfahrung gemacht, dass fast alle Akupunkturpunkte am Rand von Muskeln bzw. am Rand von Sehnen zu finden sind. Je mehr Pathologie (Fehlfunktion, Schmerz) sich in den Akupunkturpunkt projiziert, um so auffälliger wird er. Mit anatomisch exakter Lokalisation erweist sie diese Art von Akupunktur als oftmals hocheffektiv.
Wer dieses Buch hat, braucht kein anderes mehr.